Umweltschützer protestieren Israel schafft Steuer auf Einweggeschirr ab

Einwegplastik in Jerusalem: Große Mengen Wegwerfprodukte
Foto: Oded Balilty / APIsraelische Umweltschützer haben die Entscheidung der Regierung, eine Umweltsteuer auf Wegwerfgeschirr abzuschaffen, als »beschämend« kritisiert. »Das wirft uns um Jahre zurück«, während die Welt versuche, den Gebrauch solcher Produkte zu verringern, sagte Mor Gilboa von der Umweltorganisation Zalul der Nachrichtenagentur AFP.
Die israelische Küste ist laut einer Studie aus dem Herbst mit mehr als zwei Tonnen Mikroplastik verschmutzt. Kontakt mit Mikroplastik sei angesichts der Ergebnisse praktisch unvermeidbar, sagte das Fachteam. Das berge Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. (Mehr dazu lesen Sie hier.)
Israels vorherige Regierung unter Ministerpräsident Yair Lapid hatte aufgrund des l��nger bekannten Müllproblems die Steuer auf Wegwerfgeschirr eingeführt. Ab Ende 2021 sah sie eine Abgabe von elf Schekel (etwa 2,94 Euro) pro Kilo Plastikgeschirr vor sowie 3,3 Schekel (etwa 87 Cent) pro Kilo Wegwerfgeschirr aus Papier mit Plastikanteil. Nach gut einem Jahr Bestand hatte der ultrarechte israelische Finanzminister Bezalel Smotrich am Sonntag verkündet, die Abgabe abzuschaffen.
Ultraorthodoxe begrüßen den Schritt
Die neue Regierung unter Benjamin Netanyahu argumentierte, die Steuer würde die Lebenshaltungskostenkrise in Israel befeuern und sich zudem speziell auf ultraorthodoxe Gemeinschaften auswirken. »Wir haben es versprochen – und unser Wort gehalten«, erklärte Finanzminister Smotrich. »Der Kampf gegen die Lebenshaltungskosten wird von allen geteilt.«
Arje Deri von der ultraorthodoxen Schas-Partei begrüßte die Entscheidung. Er verurteilte die Steuer als »Symbol für die vorsätzliche Schädigung der ultraorthodoxen Bevölkerung«. Viele ultraorthodoxe Familien nutzen Einweggeschirr bei großen Familientreffen.
Vor Einführung der Steuer verwendeten Israelis laut einer Studie des Wissenschaftsdiensts der Knesset im Durchschnitt 7,5 Kilo Wegwerfgeschirr pro Jahr – in der Europäischen Union waren es im Vergleich nur 1,5 Kilo. Ultraorthodoxe Familien nutzen die Einwegware demnach dreimal häufiger als die übrige israelische Bevölkerung.
Umweltministerin Idit Silman gab an, gegen die Abschaffung der Steuer gestimmt zu haben. Immerhin habe die Steuer die Käufe von Plastikgeschirr um fast 40 Prozent verringert.