Nach Tod von Tyre Nichols Weitere US-Polizisten aus Memphis suspendiert, Rettungskräfte entlassen

Gedenken an Tyre Nichols an einem Denkmal in Boston in US-Bundesstaat Massachusetts
Foto: mpi34 / MediaPunch / IMAGONach der brutalen Tötung des Afroamerikaners Tyre Nichols durch Polizisten in Memphis im US-Bundesstaat Tennessee sind zwei weitere Polizisten suspendiert worden. Mindestens einer von ihnen sei bereits »zu Beginn der Ermittlungen zum Tod von Tyre Nichols zusammen mit den anderen Polizisten« vom Dienst freigestellt worden, teilte eine Polizeisprecherin mit. Eine Begründung für die Suspendierung nannte die Polizei nicht.
Die Feuerwehr von Memphis gab zudem bekannt, dass drei Rettungskräfte entlassen worden seien. Diese hätten Nichols nach den Schlägen der Polizisten nicht angemessen medizinisch versorgt.
Polizisten hatten Nichols am 7. Januar bei einer abendlichen Verkehrskontrolle brutal zusammengeschlagen. Der 29-Jährige starb drei Tage später in einem Krankenhaus. Am vergangenen Donnerstag wurden fünf nach dem Vorfall suspendierte und dann entlassene Polizisten wegen Mordes zweiten Grades angeklagt, in Tennessee entspricht dies einer Zwischenstufe zwischen Mord und Totschlag. Bei den fünf Männern handelt es sich wie beim Opfer um Afroamerikaner. Am Freitag veröffentlichten die Behörden dann Videoaufnahmen des Vorfalls, der in den USA für große Empörung gesorgt hat.
Anwälte von Nichols’ Familie teilten mit, der sechste Polizist habe zu Beginn der gewaltsamen Festnahme eine Elektroschockpistole (Taser) auf den 29-Jährigen abgefeuert. Nichols’ Familie äußerte sich ��äußerst enttäuscht« darüber, dass der Polizist, der seit 2018 für die Polizei in Memphis arbeitet, nicht wie die anderen Polizisten entlassen und angeklagt worden sei.
Tyre Nichols’ Familie: »Der weiße Polizist wurde abgeschirmt«
»Es stellt sich sicherlich die Frage, warum der in diesen brutalen Angriff verstrickte weiße Polizist abgeschirmt und vom Licht der Öffentlichkeit geschützt wurde, und bis jetzt auch vor ausreichender Disziplinierung und Rechenschaft«, so die Familie.
Der Anwalt des Polizisten sagte der »Washington Post«, sein Mandant sei zwar am Ort der ersten Konfrontation zwischen der Polizei und Nichols gewesen, nicht aber an dem Ort, an dem die anderen Beamten den 29-Jährigen kurze Zeit später brutal zusammenschlugen.
Nichols war zunächst an einer Kreuzung gestoppt, aus seinem Auto gezogen und von Polizisten auf den Boden gedrückt worden. Die Beamten setzten dabei auch Pfefferspray und einen Taser ein, während sie Nichols mit widersprüchlichen Befehlen offenbar verwirrten. Nichols befreite sich dann und rannte weg, wurde nach einer kurzen Verfolgungsjagd aber erneut gestoppt und von Polizisten mit Schlägen und Tritten traktiert.
Nichols war anschließend in kritischem Zustand in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die nun entlassenen Rettungskräfte hätten »keine angemessene Beurteilung des Patienten durchgeführt«, erklärte die Feuerwehr von Memphis.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version haben wir den englischen Begriff emergency medical technician mit Rettungsassistent übersetzt. Da das amerikanische System hier nicht eins zu eins ins Deutsche übertragbar ist, haben wir uns nachträglich für eine allgemeinere Formulierung entschieden.