Motown-Songwriter Barrett Strong ist tot

Er sang »Money (That's What I Want)«, den ersten Hit für die junge Firma Motown. Später prägte er das Soul-Label als wichtiger Songwriter. Nun ist Barrett Strong gestorben.
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Charlie Gillett Collection / Redferns / Getty Images

Für einen Songwriter dürfte es eine große Ehre sein, wenn er selbst in einem Song gewürdigt wird – auch wenn der Gewürdigte wohl eher nicht mitbekommen haben dürfte, dass die Hamburger Soul-Beat-Mod-Popband Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen ihn mit diesen Zeilen besang: »Und wäre die Welt perfekt und wär sie ein Song / dann von Holland/Dozier/Holland oder Barrett Strong«.

Barrett Strong, einer der Sänger aus der Gründungszeit des legendären Motown-Labels und einer der begabtesten Songschreiber der Detroiter Plattenfirma, ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Sein Tod wurde vom Motown Museum über dessen Präsenz in den sozialen Medien öffentlich gemacht. Eine Todesursache wurde zunächst nicht bekannt.

Dass Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen Strong in einem Atemzug mit dem berühmtesten Songwritingteam des Labels – Holland/Dozier/Holland –nennen, hat nicht nur Gründe der Metrik und des Reims: Barrett Strong war als Songwriter beteiligt an einer ganzen Anzahl von absoluten Klassikern der Soulgeschichte – häufig im Team mit Norman Whitfield. Nur drei Beispiele: »I Heard It Through the Grapevine«, ein Evergreen für Marvin Gaye; der Anti-Kriegs-Song »War«, gesungen von Edwin Starr; und »Papa Was a Rollin' Stone«, ein Epos aus der psychedelischen Phase der Temptations.

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»Barrett war nicht bloß ein großartiger Sänger und Pianist, sondern er hat zusammen mit seinem Schreibpartner Norman Whitfield ein unglaubliches Werk hinterlassen«, sagte der Motown-Gründer Berry Gordy in einem Statement zum Tode Strongs.

Er sang den ersten Motown-Millionenhit

Barrett Strong war noch keine 20 Jahre alt, als er seinem Freund Gordy erlaubte, ihn zu managen und seine Musik zu veröffentlichen. Innerhalb eines Jahres wurde er zum Teil der Geschichte des Motown-Labels, das den »Sound of Young America« der Sechzigerjahre prägen sollte. Der von Barrett Strong gesungene Titel »Money (That's What I Want)« wurde 1960 zum ersten Millionenseller des jungen Labels, zum ersten großen Motown-Hit.

Als Sänger kam Strong dem Erfolg von »Money« nie mehr auch nur nahe. Jahrzehnte später bemühte er sich darum, als Co-Songwriter des Titels anerkannt zu werden. Anerkennung als Songwriter erhielt er aber für seine Arbeit mit Norman Whitfield.

Das Duo Whitfield/Strong war vielseitig; die beiden schrieben einerseits Balladen wie »I Wish It Would Rain« und »Just My Imagination (Running Away with Me)«. Andererseits gelang ihnen mit »I Heard it Through the Grapevine« ein Uptempo-Hit für Gladys Knight & the Pips, der in der dunkleren Version von Marvin Gaye aus dem Jahre 1968 zum Motown-Klassiker wurde.

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Besonders prägend für das Label wurden die Whitfield/Strong-Titel in den späten Sechzigerjahren, als der gesellschaftliche Kontext weniger nach netten Liebesliedern rief, sondern politisch und lebensweltlich einiges in Aufruhr geriet. Den Soundtrack lieferten etwa ihre Songs für die Temptations, »Cloud Nine« oder »Psychedelic Shack« etwas. Und natürlich die Protesthymne für Edwin Starr mit dem viel zitierten Refrain »War! What is it good for? Absolutely ... nothing!«

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Beim Songtext für »War« schöpfte Barrett aus Erfahrungen seines persönlichen Umfelds, so war ein Cousin in Vietnam schwer verletzt worden. »Man redet über so was in der Familie, und es inspiriert einen, etwas dazu sagen zu wollen«, sagte Strong 1999 dem Magazin »LA Weekly«.

»Lieder leben länger als Menschen«

Immer wieder wurden Strongs Songs gecovert, von den Rolling Stones und Aretha Franklin, von Bruce Springsteen und Al Green. Der englische Sänger Paul Young hatte seinen ersten Hit mit dem Cover einer Marvin-Gaye-B-Seite, die Whitfield und Strong mitkomponiert hatten, »Wherever I Lay My Hat«. Norman Whitfield starb bereits 2008.

Barrett Strong kam in West Point, Mississippi zur Welt, einige Jahre später zog er mit seiner Familie nach Detroit. Er brachte sich selbst das Klavierspielen bei und gründete eine Gospelgruppe mit seinen Schwestern, die Strong Singers. Als Teenager lernte er Aretha Franklin, Smokey Robinson und Berry Gordy kennen.

»Lieder leben länger als Menschen«, sagte Barrett Strong der »New York Times« 2013 . Aus seiner Sicht waren die Verlagsrechte die eigentliche Basis für den wirtschaftlichen Erfolg von Motown. »Die Platten waren bloß ein Vehikel, um die Songs unter die Leute zu bringen«, sagte er, danach stecke das wahre Geld in den Rechten an den Liedern. »Wenn du die Rechte abgibst, gibst du dein Leben ab, dein Vermächtnis. Wenn du nicht mehr bist, werden die Lieder immer noch gespielt werden.«

feb/AP

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