Bakinskaja, Region Krasdonar, Russland
Jewgeni Prigoschin, Gründer der brutalen Söldnergruppe Wagner, legt einen Blumenstrauß auf das Grab eines seiner Kämpfer. Eine Inszenierung für das russische Staatsfernsehen. Aufgenommen zehn Tage, nachdem ein Aktivist Aufnahmen des riesigen Friedhofs veröffentlicht hatte.
Hier, im Dorf Bakinskaja in der Nähe der Stadt Molkin im Südwesten Russlands, liegen mehrere Hunderte Leichen von Mitgliedern der Wagnergruppe begraben, die offenbar niemand vermisst oder beansprucht – das Logo des Militärunternehmens schmückt die Gräber.
Eine Recherche der New York Times hatte die Namen auf den Gräbern mit einer russischen Online-Datenbank von verurteilten Verbrechern verglichen. Das Resultat deckt sich mit Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation »Russland hinter Gittern«. Demnach sollen von den 50.000 in russischen Gefängnissen angeworbenen Rekruten nur noch 10.000 bei der Truppe sein. Der Rest sei getötet, verschollen, oder desertiert.
Ein Deserteur der Wagner-Gruppe hatte vor Kurzem in Norwegen Asyl gesucht. Seine Aussagen bestätigen nicht nur die hohen Verluste der Truppe – darüberhinaus vertuscht offenbar Prigoschin auch die wahre Zahl der Gefallenen – aus finanziellen Gründen.
Quelle: Gulagu.net
Andrej Medwedew, desertierter Ex-Wagner-Kommandant
»Soweit ich weiß, ist zuverlässig bekannt, dass einige Gefangene schon vor Ort in Luhansk begraben wurden. Sie wurden als vermisst erklärt, weil ja aus rechtlicher Sicht die Versicherung nach dem Tod einer Person an nahe Verwandte ausgezahlt werden soll. Also nach dem Tod sollte die Leiche identifiziert und an Verwandte übergeben werden. Wenn die aber fehlt, zahlt dementsprechend niemand Geld oder Versicherungsprämien. Im Prinzip ein funktionierendes System, denn warum umsonst Geld ausgeben?«
Bei den Kämpfen in Bachmut wurden nach seinen Angaben Wagner-Söldner als Kanonenfutter eingesetzt. Hier, wie auch anderswo im Osten der Ukraine, ließ die Truppe ihre Toten oft einfach liegen. Diejenigen, die nach Russland überführt wurden, landeten auf einem der Wagner-Friedhöfe.
Satellitenbilder zeigen das Ausmaß des wachsenden Friedhofs in der Region Krasnodar.
Das Wagner-Grundstück befindet sich in der unteren rechten Bildecke. Dieses erste Bild wurde im November 2021 aufgenommen, also vor der russischen Invasion. Zu diesem Zeitpunkt sind noch keine Gräber zu sehen.
Ein Jahr später, im November 2022, gibt es bereits drei Reihen von Gräbern.
Im Januar dieses Jahres wurden hier bereits etwa 200 Gräber gezählt.
Wie Prigoschin Häftlinge auf ihr Ableben vorbereitet, zeigt ein Video, das im September veröffentlicht wurde.
Jewgeni Prigoschin, Gründer der Wagner-Gruppe
»Die Leichen aller Verstorbenen werden an den Ort gebracht, den Sie in Ihrem Testament angegeben haben. Alle werden in der Allee der Helden begraben, in den Städten, die eine solche haben. Diejenigen, die nicht wissen, wo sie begraben werden wollen, werden in der Kapelle der Wagner-Gruppe in Gorjatschi Kljutsch beigesetzt.«
Ein weiteres Video aus dem vergangenen Dezember zeigt eine Beerdigung nahe St. Petersburg. Auch hier waren unter den Gefallenen Gefängnisinsassen, denen Prigoschin als Gegenleistung für ihren Dienst Haftfreiheit versprochen hatte. Unter ihnen Männer, die wegen Mord und Totschlag verurteilt wurden - was allerdings nicht bekannt werden dürfte. Denn Prigoschin hat das russische Parlament aufgefordert, die Veröffentlichung der kriminellen Vergangenheit von Wagner-Kämpfern oder von Handlungen, die sie in Misskredit bringen, zu verbieten.