Ein kleines Work-out zwischen zwei Aufträgen in der nigerianischen Großstadt Uyo. Emem Thomas trainiert mit ihrem Team in einer Parkanlage. Wenn ihre Mitarbeiterinnen gebucht werden, tauschen sie Trainingsklamotten gegen Schutzweste, Stiefel und Walkie-Talkies ein, denn Emem Thomas ist Chefin von Dragon Squad – einem privaten Sicherheitsdienst, bei dem ausschließlich Frauen arbeiten.
Emem Thomas, Gründerin von Dragon Squad:
»Am Anfang mussten wir gegen viele Vorurteile kämpfen und den Leuten beweisen, dass wir auf Veranstaltungen die Lage unter Kontrolle haben. Das war nicht leicht. Wenn im Kundengespräch unser Geschlecht zur Sprache kam, war die Reaktion meist: ›Ihr könnt mit so einer Situation nicht umgehen. Wir nehmen lieber männliches Sicherheitspersonal.‹«
Das Geschäft läuft: 43 Mitarbeiterinnen arbeiten inzwischen für den Sicherheitsdienst. Das Team feierte dieses Jahr das vierte Firmenjubiläum. In dieser Zeit hat das Dragon Squad circa 2000 Veranstaltungen begleitet – Hauspartys, Beerdigungen, politische Events oder Diskoabende.
Emem Thomas, Gründerin von Dragon Squad:
»Wir haben mehrere Maßnahmen. Eine davon nennen wir ›Exekutivbeschimpfung‹. Wenn eine Gefahrensituation entsteht, wenden wir diese Maßnahmen an, schlichten den Konflikt und kontrollieren die Situation, bis die Veranstaltung vorbei ist.«
Frauen sind in Nigeria strukturell benachteiligt, was Gleichberechtigung, Bildung und Arbeit angeht. Nur gut die Hälfte der Mädchen und Frauen über 15 Jahren können lesen und schreiben – bei Männern sind es 71 Prozent. Und: Schätzungen zufolge bekommen Frauen nur halb so viel Lohn wie Männer, wenn beide dieselbe Tätigkeit ausüben.
Arbeitgeber wie Dragon Squad sind deshalb wichtig. Sie bieten nicht nur fair bezahlte Arbeitsplätze für Frauen, sondern schaffen auch neue Perspektiven.
Peace Vigorous, Mitarbeiterin:
»Bevor ich dem Dragon Squad beigetreten bin, dachte ich, dass Frauen nur Berufe wie Schneiderin, Friseurin oder Verkäuferin ausüben oder Hausfrauen werden könnten. Jetzt weiß ich, dass Frauen mehr können. Wir sind stark und können uns auch in Männerdomänen behaupten.«
Um die Anfangszeit durchzustehen, brauchte Emem Thomas viel Durchhaltevermögen und Selbstvertrauen. Eigenschaften, die sie sich erst aneignen musste.
Jahrelang hatte sich Thomas abwertende Kommentare über ihren Körper anhören müssen. Als Teenager wurde sie deswegen gehänselt. Mit Dragon Squad will Thomas nun Genderklischees aufbrechen, und vermeintliche Schönheitsideale in Frage stellen.
Emem Thomas, Gründerin von Dragon Squad:
»Bei Bewerberinnen schaue ich zuerst auf die Figur, weil in meinem Team nur große, starke Frauen arbeiten. Für mich ist das der wichtigste Aspekt, erst danach rede ich über deren Leidenschaften und Qualifikationen.«
Die Frauen von Dragon Squad haben sich inzwischen Respekt verschafft – und tragen so ein kleines Stück zum gesellschaftlichen Umdenken bei.
Saviour Ikpa, Gast:
»Heute habe ich agile, charmante und schöne Frauen bei ihrer Arbeit gesehen. Man sagt ja: ›Was ein Mann kann, kann eine Frau noch besser.‹ Das habe ich heute bei diesen Frauen gesehen. Respekt.«
Emem Thomas und ihr Team haben bei vielen Menschen bereits Denkanstöße ausgelöst. Der Weg zur Gleichberechtigung ist in Nigeria jedoch lang. Die starken Frauen von Dragon Squad tragen ihren Teil dazu bei.